Tour durch Waldkirchen

Station 12

Salzhändler am Marktplatz

Ein Säumer erzählt vom mühsamen Salztransport

Vor einem alten Bürgershaus unterhalten sich der Salzsäumer (= S) aus längst vergangener Zeit mit einem LKW-Fahrer (= L). 


L: Mann, heb doch nicht so schwer. Warum hast du das Zeug überhaupt mit dem Pferd hierher gebracht, wieso hast du keinen Lieferwagen.

S: Lieferwagen? Das Ungetüm da drüben? Wird wohl schwer gehen auf den engen Steigen gen Böhmen, kann keine zwei Pferd nebenher führen, nur hinterdrein.

L: Steigen? Was ist mit Straße?

S: Straße? Ein unerfüllter Wunsch. Wie will er denn durch den ganzen Wald entlang des Golden Steigs eine breite Straße bauen? Nur in Passau gibt es solche.

L: Du bist ein lustiger Vogel. Straßen gibt’s hier überall.

S: Was schwätzt er? Rauer Gesell. Aber was hat er da für ein Wundergerät. Ich tu mich wahrlich schwer da mit meinem Salz mit dem Laden. Von Passau nach Waldkirchen geh ich einen Tag, dann muss ich halten Rast und die Fracht abladen und in die Niederlage bringen. Am nächsten Morgen heißt es wieder aufladen und so geht es all Tag.

L: Das Ding dürfte wohl gut 75 kg haben? Da hab ich mit meinem 30 kg Fass ja direkt leicht.

S: Er hat ein gutes Augenmaß. Anderthalb Zentner wiegt die Kufe. Mein geschunden Kreuz spürt jede Niederlage. Auch mein Ross trägt schwer, vor allem wenn die Wege nass sind vom Regen. Und dann noch den Berg hoch, hier nach Waldkirchen.

L: Warum gehst du dann überhaupt hier rauf nach Waldkirchen und nicht einfach unten vorbei.

S: Unten vorbei dürfen nur die Kraxentrager, wenn sie eine Last haben. So wills der Bischof. Unsereins muss durch Waldkirchen. Nur wenige Kühne wagen die Schleicherei um den Markt herum, aber wehe denen, die sie erwischen.

L: Wer sagt denn sowas? Wir leben in einem freien Land, da kann jeder gehen, wo er mag.

S: Der Fürstbischof gibt Waldkirchen dieses Recht. Die Salzniederlage darf nur hier im Markt erfolgen. Die Waldkirchner werden dadurch reich und ich habe zumindest eine gute Nachtruh.

L: Ich fahr nachts immer durch.

S: Nachts säumen? Nun, wenn er wird beraubt, dann setzt der Bischof seine Entschädigung aus. Dann verliert er alles und sein Leben gar noch dazu. Das ist meiner zu kühn.

L: Also ich weiß wirklich nicht, was du für einen Schmarrn redest. Ich muss jetzt auch wieder. Also Chef, machs gut.

S: Mir scheint ich bin fast in einer andren Zeit? Muss noch eine andere Kufe besorgen, oben am Büchl gibt’s noch eine. 


S: Wenn ihr wissen wollt, wo die Salzniederlage festgeschrieben stand, schaut doch hier!

Die Salzniederlage in einer Urkunde von 1540

Die Marktrechtsurkunde vom 20.02.1540 des Bistumsadministrators Herzog Ernst von Bayern in Passau legt die Salzniederlage fest. Es steht dort neben zahlreichen anderen Freiheiten nämlich geschrieben: " [...] das khain Niderleg der Ennde in dem Lanndt unnd den Dörffern mit dem Salltz sein soll, dann zu Waldkhirchen, und das alle die, so die Strassen pauen von Passaw geen Beheim unnd herwider aus gen Passaw durch den Marckht Waldkhirchen treiben unnd faren sullen, unnd nicht anderstwo; nur die Khrächsner, die schwer tragen geen Beheim, mügen hinder dem Perg hingeen [...]" (Quelle der Urkunde: Stadtarchiv Waldkirchen).
Die gesamte Urkunde von 1540
Zitierter Ausschnitt