Tour durch Waldkirchen

Station 10

Salzsäumer

Eine Touristin trifft den Salzhändler

Eine Touristin (= T) erlebt beim Radabweiser des Salzsäumers (= S) etwas Seltsames. 


S: Was steht denn da! Was für ein merklich Kreatur! Der gleicht ja mir! 

T: Das stimmt, aber warum läufst du denn so komisch verkleidet herum? 

S: Verkleidet? Ich bin ein Säumer und wandre gen Böheim. Nur mein teuer Pferd ist das Hufeisen gebrochen und muss zum Schmid hier im Markt. Auch muss ich halten Rast allda – so will’s der Brief des Bischof. Nach Beschlag und Schlaf bin ich einige Münzen leichter und muss auf gen Wallern und zuletzt gen Prachatiz. Und dann gilt’s: Korn um Salz. Mein teuer Salz will nähren hungrige Mäuler mit dem Korn, das ich dafür bringe. 

T: Du redest aber komisches Zeug. Und warum schleppst du das alte, kaputte Ding mit dir rum? 

S: Es könnt der Schmid noch richten. Meint sie nicht? 

T: Mit dem alten Ding? Schmeiß es doch weg! Oder bring’s ins Museum oben am Büchl, da hab ich mehrere solcher Eisen gesehen. 

S: Was redet sie denn da so schändlich Zeug. Ist sie nicht Pferdemagd vom Säumerwirt? Kann sie nicht nehmen gleich mein Pferd! 

T: Ey, was redest du? Ich mach doch nicht deine Drecksarbeit. Schlepp es ruhig selber! 

S: So scheint ich sie verkannt zu haben? Nun sei es. So geh ich wohl meiner Wege. 

T: Jetzt hau doch nicht gleich ab. Wo kommst du denn überhaupt her? 

S: Heut saum ich von Passau nach Waldkirchen, morgen nach Wallern und tagsdrauf nach Prachatiz. 

T: Du bist heute von Passau nach Waldkirchen gelaufen? Dafür wirkst aber noch recht frisch. Hat’s heute nicht vormittags geregnet? 

S: Wahrlich scheußlich Wetter wars. Aber meist säum ich auch im Winter, im Sommer muss ich ja bestelln meine Felder. Das Säumen ist nur Beigeld. Nun geh ich aber meiner Wege, es ist spät und der Schmid muss noch sein Werk verrichten. Sagt, wolln wir uns nicht in Wallern treffen? 

T: Wir? In Wallern? Nein ich muss, ich fahr morgen weiter nach Wien. Also machs gut dann, ciao! 

S: Wien? Ciao? In einer Saumfahrt? Welch ein wunderlich Pferd muss sie wohl haben? 


S: Was? Wie ein Hufeisen von damals aussah, das wollt ihr sehen? Dann vergleicht doch mal hier!

Die alten Hufeisen

Im Museum Goldener Steig finden sich noch alte Funde von den Wegen des einstigen Handelsweges. So gibt es auch einige Hufeisen aus unterschiedlichen Zeiten. Die ältesten Hufeisen waren, der Größe des Saumpferdes entsprechend, kleiner als heutige Hufeisen und hatten meist nur sechs, anstatt 8, Nagellöcher (Bildquelle: Dr. Leonhard Bürger).