Tour durch Waldkirchen

Station 1

Rathaus

Zwei Bürgermeister erzählen über die Ortsverwaltung im Wandel der Zeit

Vor dem aktuellen Rathaus treffen der Bürgermeister von 1882, Hermann Friedl (= F), und der Bürgermeister (= B) aus heutiger Zeit zusammen. 


F: Man hat mir gesagt, das soll nun das Rathaus sein?

B: Ja das stimmt. Oh, Sie sind auch Bürgermeister? Wo kommen Sie denn her? Wir hätten ja auch einen offiziellen Termin vereinbaren können?

F: Bürgermeister von wo? Waldkirchen natürlich, 1882 war ich es – Hermann Friedl, kennt er mich denn nicht mehr? Aber seit dem scheint sich wahrlich viel geändert zu haben?

B: Ja, das stimmt.

F: Was wurde denn aus dem alten Rathaus am Marktplatz?

B: 1977 wurde das schon verkauft. Die Verwaltung zog dann ins Amtsgerichtsgebäude um und seit 1986 sind wir nun hier, früher war das mal die Mädchenschule.

F: Aber unter uns zwei – für was braucht ihr so ein großes Gebäude? Der Marktschreiber wird wohl kaum die ganzen Zimmer brauchen? Oder ist er noch unordentlicher als zu meiner Amtszeit?

B: Marktschreiber? Ich verstehe nicht ganz. Über 100 Angestellte arbeiten bei der Stadt. Die müssen wir ja auch irgendwo unterbringen.

F: Langsam, langsam … für was braucht er denn so viele Mitarbeiter? Unsereins hat das alleine nur mit dem Schreiber gemacht!

B: Meldeamt, Standesamt, Bauhof, Stadtwerke für Wasser und Strom, Verwaltung, Kasse, Kämmerer, Manager ...

F: Halte ein! Das kann ich nicht alles fassen. Was ist denn nur aus unsrem gemütlichen Markt geworden? Für was braucht man dieses ganze Zeug. Nun die Armenkasse und die Betteleien der auswärtigen Armen – das war eine Schreiberei und Streiterei. Wo hat der die Heimat, welche Gemeinde muss für dessen Krankenhauskosten aufkommen und und und. Ja, da wäre ein Angestellter mehr oft gut gewesen. Aber das alles?

B: Ja, Bürgermeister ist heute sicherlich schwieriger. Seit 1978 ist es deswegen auch hauptberuflich. Übrigens, seit 1972 sind wir kein Markt mehr, sondern Stadt! Außerdem gehören über 10.000 Einwohner jetzt in mein Verwaltungsgebiet!

F: Über 10.000 – so viele können da innerhalb der Ringmauer niemals wohnen. Bei mir waren es allenfalls 2000. Wo bringt er sie denn alle unter?

B: Naja, Schiefweg, Karlsbach, Böhmzwiesel, Ratzing und noch viele mehr – alles früher eigenständige Gemeinden – haben sich Waldkirchen angeschlossen, alles gehört jetzt zu mir.

F: Nein nein, da bin ich wahrlich froh, dass ich nicht in dieser verrückten Zeit das Amt innehabe. Da lege ich diese Kette gerne wieder ab.

B: Wie kommen Sie an unsere alte Kette? Die ist doch in unserem Museum! Ich hoffe, Sie bringen sie wieder zurück. Und da finden sie dann noch Ihr Waldkirchen von früher, es ist auch gar nicht weit von hier.

F: Dann will ich es wohl noch besichtigen. Einen guten Tag noch und viel Arbeit!