Tour durch das Museum

Station 3

Goldhaube

Stolz der Bürgersfrauen

Hier sieht man nun Goldhaube, Schwalbenschwanztuch, Kropfbänder. Alles war Volkstracht von Waldkirchner Bürgerinnen und Bäuerinnen der Umgebung im 19. Jahrhundert. Kleidung war damals ein Statussymbol. Es vermittelte auch die Zugehörigkeit zum jeweiligen Stand. Keine Kosten und Mühen scheute man da, wenn man etwas auf sich hielt. Die Goldhauben bestanden tatsächlich aus echten Goldpailletten, jede wurde einzeln per Hand befestigt. Üblich war diese Tracht vor allem in Oberösterreich und in der Gegend um Passau.Die gottgegebene Standesordnung des Mittelalters war in der Neuzeit natürlich nicht mehr so streng. Dennoch gab es auch damals klare gesellschaftliche Regeln. Heute meldet man sich beim Einwohnermeldeamt und ist automatisch Bürger der Gemeinde. Früher war das aber viel schwieriger. Um 1800 hatte der alte Markt Waldkirchen bereits mehrere hundert Einwohner. Bürger durften sich aber nur gerade einmal 90 Personen nennen. Man musste um die Aufnahme beim Magistrat ersuchen. Dort wurde dann entschieden, ob man geeignet für den Bürgerstand war. Grundvoraussetzungen waren ein erlerntes Handwerk und Meisterbrief, ein Hausbesitz und auch sonst ein gewisses verfügbares Vermögen. So wird ersichtlich, dass meist nur Bürgerssöhne nach Übernahme des Elternhauses die Aufnahme in die Bürgerschaft erhielten. Es gibt heute noch ein Bürgeraufnahmeprotokoll in unserem Stadtarchiv, um 1760 wurde es angelegt. Ich kann Ihnen ja mal eines vorlesen. Am 12.1.1761 heißt es z.B.: "Leopold Krenn hat Vermög gdigstn Hochlob. Hofraths Befehl auf sein bürgerl behausung die schurmacher gerechtigkeit erlangt hat also den: 12 Jener anno domini: 1761 angehalten umb das bürger werden und solcher von denen Sechs geschworenen aufgenohmn word Vor einen ganzen bürger." Ziemlich schwer verständlich, nicht wahr! Große Schriftsteller lebten zu dieser Zeit nicht in Waldkirchen. Es gab aber nicht nur einheimische Bürger, ein paar Zugezogene gab es schon – z.B. sogar aus Bamberg, Regensburg oder München -, alle waren aber meist bereits gut vermögend. Neben den Bürgern gab es die Mitbürger. Dies waren ärmere Gemeindemitglieder. Sie hatten meist kein eigenes Haus, aber mussten z.B. eine Wiese oder Vieh besitzen, um sich selbst ernähren zu können, einen Handwerksberuf hatten sie ebenfalls vorweisen müssen. Und dann lebten noch die Inwohner hier – heute würde man Mieter sagen. Sie hatten kaum Rechte und Besitztümer, meist lebten sie vom Taglohn. So prächtige Gewänder konnten die sich nicht leisten. Am Marktplatz unten, da steht eine Steinstatue mit voller Bürgerstracht und Goldhaube – vielleicht besuchen Sie sie mal.