Tour durch Waldkirchen

Station 4

Waldkirchner Volksfrömmigkeit

Dekan Loraghi erzählt von der Frischecker Wallfahrt im 18. Jahrhundert

In der Pfarrkirche trifft der im 18. Jh. in Waldkirchen wirkende Dekan Loraghi (= L) auf den Mesner (= M) aus heutigen Tagen. 


M: Hochwürden? Aus welcher Pfarrei stammen sie denn?

L: Kennt er mich denn nicht? Er verrichtet hier den Mesnerdienst und weiß meinen Namen nicht? Ich bin Dekan Johann Antonius Karl Loraghi von hiesiger Pfarrei. Seit 1746 verrichte ich hier den Pfarrdienst.

M: D….d…d…ekan Loraghi? Seit 1779 sind sie ja nicht mehr Pfarrer und 1782 schon verstorben …. Spuckts oder hab ich zu viel Messwein erwischt?

L: Mir scheint schon, dass ich mich in anderer Zeit befinde. Die Kirch war doch ganz anders in meiner Erinnerung, nur die Frischecker Madonna blieb offenbar hier. Zu ihren Füßen wollt ich einst begraben sein.

M: So ist es auch gestehen, beim einem Pfeiler in der Pfarrkirche ist auch heute noch eine Gedenkplatte für Sie. Dort war ja damals die Kapelle der Frischecker Madonna, die Hochwürden errichtet haben. In den 1860ern wurde die Kirche aber ganz neu gebaut, deswegen ist ihr Grabplatz jetzt mitten in der heutigen Kirchen.

L: Erstaunlich, welch großes Gotteshaus nun hier steht. Aber ein gutes Vorhaben war es wohl, die Wallfahrt der Frischecker hier in die Kirch zu verlagern, viele pilgerten zu ihr und ihren Wundertaten. Und sie brachten gutes Geld, dass dann blieb im Markt und nicht im kleinen Frischeck. Gibt es noch viele Wallfahrer hierher?

M: Nein, da kommt schon Jahrhunderte keiner mehr. Selbst die letzten Mauern der Kapelle wurden 2020 abgerissen.

L: Nicht zu sehr zu bedauern. Das Mäuerchen war wohl kaum ein ehrenvoller Platz für dies großes Unterfangen. Nur all die Votivgaben fehlen mir, ist dies Täfelchen noch von dort?

M: Ja, das ist die letzte erhaltene Tafel von damals. Normalerweise findet man sie aber im Museum oben am Büchl. Da müssen Sie auch mal hinschauen.

L: Wenn er meinet, aber zuvor muss ich mir meinen Markt noch betrachten. Ich hoffe, dass noch viele meiner Bauten heute sind lebendig wie damals.

M: Ja, die meisten dürften noch stehen und vieles wird in Ehren gehalten. Man hat Ihnen sogar einen Radabweiserstein gewidmet, gleich neben der Kirche draußen.

L: Den großen Hochwürden Loarghi als Radabweiser? Das scheint mir kein würdig Andenken – nun zumeist scheinen die Leut auch heut noch von mir zu sprechen. Aber dort, seh ich da nicht abgebrannte Kerzen, da muss er wohl seine Pflicht verrichten. Meine Messner hätten nicht dies zu lassen.

M: Ohje, ausgerechnet bei Loraghi muss mir das passieren …