Tour durch das Museum

Station 1

Caspar Staudenhöchtl

Arzt mit Knochensäge und Schröpfglas

Es unterhalten sich das Ehepaar Johann Kaspar Staudenhöchtl (= K) und Maria Anna Staudenhöchtl (= A). 


K: Werte Ehewirtin morgen steht mir nichts Leichtes bevor. In Schöffweg hat sich ein junger Bauernpursch die Axt ins Bein gerammt. Nun entzündt’s und es bleibt nichts, als ihm das Bein zu nehmen. Muss die alte Knochensäg des Vaters da drüben wieder ein Leben nehmen, hat er doch kaum Aussicht auf Genesung. Vier kleine Kinder! 

A: Lieber Gatte, nimm’s nicht so schwer. 

K: Wohl wahr – mein Vater war es, der 1762 nach Waldkirchen kam, weil er es nicht mehr trug, im Siebenjährigen Krieg als Feldscher, als Wundarzt, die jungen Verwundten zu therapiern. Nun geht’s mir aber manchmal bei, als wär ich selbst im Krieg. 

A: Nun gräm dich doch nicht so sehr, zumindest erhält uns dein Werk den Wohlstand, den so viele suchen. 

K: Was bringt mir Materielles. Wie oft kann ich denn Gutes tun, viel zu oft bin ich ratlos – trotz Studiererei und der Bader trumpft oft auch, oder gar der Kurpfuscher! Das Schröpfen geht mir da schon besser von der Hand. Ich hab nichts – gar kein Mittel gegen die Schmerzen, nur das Bier deines Vaters - unsres Waldkirchner Braumeisters - könnte ein bisschen lindern, was ich ihm werd bereiten. Und das Geld nehm ich oft von denen, die viel zu wenig haben. 

A: Nun aber Ruh! Lass dich doch ein bisschen erheitern. Sieh hier, heute sind unsere Bierhumpen gefertigt worden, da unten. Sind sie nicht ein wahres Kunstwerk. Und dein Vetter, der Petscherstecher Schickler aus Passau, so hat dir der Bote gebracht, wird bald mit einem wahren Kunstmaler zu Besuch kommen – wir könnten uns doch ein Portrait machen lassen! 

K: Das wäre wahrlich eine kleine Erheiterung. Vielleicht werd ich den Waldkirchnern dann doch mit güt‘gen Gesichtszügen im Gedächtnis bleiben. Könnt sich schön zeigen, in unserm Haus in der Schmiedgasse. Vielleicht kann man ja auch euch, werter Reisender, dort bald begrüßen?