Tour durch Waldkirchen
Station 15
P: Fesche Frau. Welch sonderliche Kleidung du doch hast und selbst dafür hab ich die passende Uhr.
V: Eine Uhr hab ich aber schon.
P: Ja sicher, aber ich denke, keine echt rein von alter Meisterhand gefertigte. Seit über 40 Jahren mach ich hier die besten Uhren. So begehrt, dass man mir 1840 einst sogar die ganze Wochenarbeit stahl – silberne Taschenuhren, porzellanene Ziffernblätter, ja sogar mein Federmesser und einen Stockuhr-Schlüssel nahm man mir. Beste Qualität kann ich bieten.
V: Ich brauche wirklich nichts, ich hab genug.
P: Es wird aber eine der letzten Uhren aus der Werkstatt Prabsky sein. Seit 1715 leben wir hier. Auch das Bortenmachen kann ich, war es doch das einzige Handwerk meiner Vorfahren – vielleicht will sie ein schönes Band zum Gewand oder gar einen guten Vorhang?
V: Warum verkaufen Sie Ihre Sachen nicht in irgendeinem Geschäft hier?
P: In Waldkirchen? Vielleicht?! Das meiste brachten immer die Märkte in Passau, meine Schwester Therese, die Gute, hat mir dabei immer sehr geholfen.
V: Theres? Was ist denn mit ihr?
P: Beim Marktbrand 1862 ist sie verbrannt. Ich mags mir gar nicht vorstellen, wies ihr ergangen ist, muss schlimm gewesen sein. Sie war so eine hübsche. Die Männer standen am Kammerfenster – jede Nacht fast ein anderer. So hatte sie 2 Kinder von 2 Männern, heiraten durfts nicht, dafür wars Geld nicht da.
V: Da gings ja lustig zu.
P: Ja, lustig wars freilich. Jetzt bin ich alleine mit meiner Frau über. Keine Kinder, keine Neffen hier im Markt. Ich bin der Letzte – wohl die beste Gelegenheit für eine echte Prabsky-Uhr?
V: Ich brauche wirklich keine Uhr.
P: Eine harte Handlerin – die wär was für meine Therese gewesen. Ach, hier in diesem Turm lebte sie ja auch mit mir, wenn ich sie einmal noch hören könnte! Vielleicht im Museum am Büchl?
P: Wie das mit dem Einbruch war, lies doch mal hier!
Der Einbruch
Auch wenn sich unser alter Uhrmachermeister in der Jahreszahl geirrt hat - es sei ihm aufgrund seines hohen Lebensalters verziehen - und der Einbruch schon 1832 stattfand. So überliefert doch ein alter Zeitungsartikel uns heute noch den Einbruch:"Praes. den 13. März 1832.
Am 28. v. M. Nachts zwischen 8 und 9 Uhr wurden dem Uhrmacher Paul Prabsky zu Waldkirchen mittelst gewaltsamen Einbruches in seine Wohnung nachstehende Gegenstände entwendet, ohne daß bisher noch ein Thäter oder die entwendeten Sachen ausgemittelt werden konnten.
Man bringt daher diesen Diebstahl fördersamst zur Kenntniß der betreffenden Polizei-Behörden, und ersucht zugleich zur Entdeckung des Thäters, oder der entwendeten Sachen die geeignete Spähe zu verfügen, und in vorkommenden Endeckungsfällen in gesetzlicher Art einzuschreiten.
Beschreibung der entwendeten Gegenstände.
1) eine eingehäusige silberne Sackuhr mit einem vergoldeten Springmantel, weiß porzeleinenen Ziffernblatte mit arabischen Zahlen, und gelbmessingenen Zeigern, woran an einem simplen Bändel ein messingener Uhrschlüssel hieng, im Werthe zu 10 fl.;
2) eine weitere eingehäusige, ebenfalls silberne Sackuhr ohne besondere Kennzeichen, mit weiß porzellainenem Zifferblatt, römischen Zahlen, und gelben meßingenen Zeigern, welche rückwärts aufgezogen wurde, woran ebenfalls nur an einem Schnürl ein messingener Uhrschlüssel hieng, im Werthe zu 4 fl;
3) eine weitere eingehäusige silberne Sack-Uhr, ganz ordinär, mit weißen Zifferblatt, arabischen Zahlen, und gelben Zeigern, woran wahrscheinlich ein rothes Bändchen mit dem gewöhnlichen Uhr-Schlüssel hing, und von oben zum Aufziehen war, im Werthe zu 4 fl. 36 kr.;
4) ein Feilkolben, welcher bereits schon ziemlich abgenützt war, hatte auch einen Werth von 36 kr.;
5) ein einfaches Federmesser, mit einer weißbeinenen Schale, im Werthe zu 12 kr.;
6) ein messingener Stockuhr-Schlüssel auf 9 kr. Geschätzt.
Den 7. März 1832.
Königliches Landgericht Wolfstein.
v. Hofstetten, Landrichter."
(Quelle: Königlich-Bayerisches Intelligenz-Blatt für den Unterdonau-Kreis, Nr. 12/1832)