Tour durch Waldkirchen

Station 14

Marktbrand 1862

Ein Feuerwehrmann berichtet

Am Marktplatz trifft eine Touristin (= T) anstatt auf den Stadtführer auf einen Feuerwehrmann (= F) aus dem Jahre 1862. 


T: Entschuldigung! Ist das hier die Stadtführung mit dem Nachtwächter? Ich bin Urlauberin aus NRW und ich kuck mir den Ort hier ein bisschen an. 

F: Stadtführung? Wos mechst? 

T: Tschuldigung, das habe ich jetzt nicht verstanden. 

F: Omei a Preißin is a no. Ich mache hier keine Führung. Ich wollt mir hier nur den Markt anschauen. Modern ist er geworden. Als ich hier am 19. September 1862 versucht hab zu löschen, war des alles anders. 

T: Was war denn da? 

F: Der verheerendste Marktbrand in der Geschichte. Waldkirchen ist seit dem 15 Jh. jedes Jahrhundert abgebrannt, aber 1862 lag hier alles hier in Schutt und Asche. 140 Häuser wurden zerstört, nur noch die kahlen, verrußten Mauern standen. Und ich – ich hab versucht zu löschen, mit Eimer und Handspritze – ein wahrlich sinnloses Unterfangen. 

T: Das ist ja schrecklich – ist denn wer verletzt worden? 

F: Verletzt? 10 Menschen sind gestorben – verbrannt, verschüttet, von einstürzenden Gebäuden erschlagen. 

T: Oh mein Gott, das kann man sich heute kaum mehr vorstellen, wenn man hier steht. 

F: Ja, das Wasser aus dem Bach hat kaum gereicht. Mir scheint, heute ist er nur noch Attrappe, aber früher hat er uns ja wirklich mit Trink-, Wasch- und Löschwasser versorgt. Aber es gab auch Heldentaten in dieser Nacht. 

T: Erzählen Sie schon, Sie machen es ja spannend – das ist ja fast besser als eine Führung. 

F: Dort, war früher der Kaufmann Jell. Der hatte auch Pulverfässer im Lager. Die hat er noch versucht, aus dem Markt zu bringen. Was hätte das für eine Katastrophe gegeben. Ein Fass explodierte dann doch, beim Versuch es noch zu vertragen. Sieben Tage lag er in schlimmsten Schmerzen, ehe er an den Verbrennungen verstarb. Aber wie viele Menschenleben er wohl gerettet hat? Oder da unten war der Kaufmann Beheim aus Vilshofen zu Besuch – er hat eine Waldkirchner Frau. Aus einem Haus da hinten hat er noch zwei alte Damen und 3 Kinder gerettet – das Haus stand schon lichterloh in Flammen. 

T: Faszinierend … Ach, ich glaub, da unten geht meine Führung los – ich muss dann! Dankeschön, das war sehr spannend! Tschüss. 

F: Ja eine wahre Tragödie war dieser Tag. Oben im Ringmauerturm am Büchl sind noch ein paar verkohlte Funde betrachten. Schaut doch auch mal hoch! 


F: Und seit wann es in Waldkirchen einen richtige Feuerwehr gab? Dann schaut doch mal hier!

Freiwillige Feuerwehr Waldkirchen

Die Geschichte einer vereinsmäßig organisierten Feuerwehr im heutigen Sinne ist trotz der zahlreichen Brände in Waldkirchen gar nicht so alt. Zwar war in frühesten Zeiten jeder Bürger zur Löscharbeit im Notfall verpflichtet, bessere Ausstattung oder gar Ausbildung fehlte aber.
Erst am 03.12.1865 erfolgte die Gründung eines "Feuerwehr-Vereins". Nach der Beteiligung in den Anfangsjahren kam es aber schon fünf Jahre später wieder zu einem abnehmenden Interesse der Bevölkerung. Zum Glück ist das Vereinsleben aber nicht eingeschlafen und so gehört die Freiwillige Feuerwehr auch heute noch zu einer der aktivsten Vereinigung im alten Marktgebiet (Bildquellen: Stadtarchiv Waldkirchen).